Tagung vom 31. März 2025 in Zürich ab 12.30 Uhr

Entrepreneurship als Zukunftskompetenz in der Berufsbildung: Wirtschaft und Gesellschaft mitgestalten

Gemeinsam mit der PH Zürich, der BFH Wirtschaft und dem szUDH organisiert die SGAB am 31. März 2025 eine Tagung zum Thema „Entrepreneurship als Zukunftskompetenz in der Berufsbildung: Wirtschaft und Gesellschaft mitgestalten“ (Programm und Flyer). Die Tagung findet an der PH Zürich, Lagerstrasse 2 in 8090 Zürich statt (Lageplan – Gebäude LAA). Zwei Referate und sieben individuell wählbare Workshops aus Praxis und Wissenschaft geben Einblick in das Tagungsthema. Wie Sie dem Programm entnehmen können, haben wir wie gewohnt genügend Zeit für den informellen Austausch eingeplant. Die Beschreibung der Workshops finden Sie weiter unten auf der Website. Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung.












    13.40 bis 14.10

    Keynote 1: Zukunftskompetenz Entrepreneurship

    Susan Müller

    Dozentin BFH Wirtschaft & Vizepräsidentin szUDH

    Manfred Pfiffner

    Professur «Berufspädagogik» PHZH und Professur «Didaktik und KI» Universität Graz

    Die zukünftige Gestaltung der Arbeitswelt wirft eine Vielzahl spannender Fragen auf wie beispielsweise, in welchen Berufen Lernende von Berufsfachschulen zukünftig tätig sein und welche Rollen sie einnehmen werden, wenn Künstliche Intelligenz zunehmend menschliche Arbeit übernimmt. Die Bewältigung der verbleibenden Herausforderungen sowie die Gestaltung einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Wirtschaft bilden zentrale Fragestellungen.

    Es lässt sich jedoch voraussagen, dass die Arbeitswelten von morgen von den Menschen ein aktiveres Mitdenken, Mitgestalten und eine stärkere Partizipation erfordert. Die Erfüllung vorgegebener Jobbeschreibungen wird in Zukunft nicht mehr ausreichen. Stattdessen werden Kompetenzen im Bereich Entrepreneurship, also unternehmerische Fähigkeiten, von zentraler Bedeutung sein. Dazu gehören die Analyse von Problemen, das Erkennen von Chancen, die kritische Reflexion von Lösungsansätzen sowie die gemeinsame Entwicklung von Lösungen, die sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich einen nachhaltigen Mehrwert schaffen. Der Vortrag beschäftigt sich deshalb mit den folgenden Fragen:

    • Wie gestalten sich künftige Arbeitskontexte und welche Kompetenzen werden dort gefragt sein?
    • Inwiefern kann Entrepreneurship dazu beitragen, eine nachhaltige und innovative Wirtschaft zu etablieren?
    • Ist unternehmerisches Denken und Handeln erlernbar?
    14.10 bis 14.40

    Keynote 2: Marktkompetenz als Teil der Zukunftskompetenzen und eines Entrepreneurial Mindsets

    Sven Ripsas

    Professur für Entrepreneurship Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin

    Aktuell sind sowohl der Mindset-Begriff als auch der Entrepreneurship-Begriff nicht einheitlich definiert, was zu einer Unsicherheit in der praktischen Umsetzung von Bildungsaufgaben in der schulischen Entrepreneurship Education (EE) bzw. der Vermittlung von Zukunftskompetenzen führt. So bietet es sich an, die Suche nach den in der EE zu fördernden Kompetenzen auf eine möglichst häufig verwendete Definition des Entrepreneurship-Begriffs zu basieren, z. B. dem EntreComp-Modell der Europäischen Union. Dieses interdisziplinäre Modell der Entrepreneurship Education erweitert den Fokus von der reinen Ökonomie hin zu kultureller und sozialer Wertschöpfung und von der Objektorientierung (dem Unternehmen) hin zum Subjekt (dem Lernenden) und damit zu einer „Education THROUGH Entrepreneurship“. Es ist jedoch zu beobachten, dass in der schulischen Umsetzung von EE-Maßnahmen, das Ökonomische dabei aus dem Blick gerät und in seiner Bedeutung für die EE reduziert oder sogar eliminiert wird.

    Eine unternehmerische Grundhaltung („entrepreneurial mindset“) kann definiert werden, als eine Kombination von Einstellungen, Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Kompetenzen, die mit dem unternehmerischen Handeln verbunden sind. Unternehmerisches Denken und Handels ist auch, aber nicht nur, durch die Anwendung ökonomischer Prinzipien (z. B. Sparsamkeit im Umgang mit Ressourcen, Entscheiden unter Unsicherheit, laterales/kreatives Denken) gekennzeichnet. 

    Durch eine Analyse der Teilelemente von verschiedenen Kompetenzmodellen (u. a. EntreComp der EU, 21st-Century-Skill des World Economic Forum, Entrepreneurial Skills Stifterverband Deutschland, OECD Learning Compass 2030) und der Betrachtung der Funktion des Entrepreneurs in der ökonomischen Theorie entsteht der Begriff der Marktkompetenz als Vorschlag für eine das Entrepreneurship definierende Kompetenz im Kanon der Zukunftskompetenzen. Die Marktkompetenz spielt auch bei der Transformation hin zu einer sozialökologischen Marktwirtschaft und der dafür erforderlichen Ausbildung von „Agenten des Wandels” eine wichtige Rolle, weshalb ein Brückenschlag zwischen Ökonomie und Nachhaltigkeit als Teil der Marktkompetenz anzusehen ist.

    15.30 bis 16.30

    Workshop 1: Innovation und Unternehmertum in der Ausbildung: Unser Weg zur Förderung junger Talente

    Céline Spielmann

    Youth Coach Digitec Galaxus AG

    Die Förderung von Innovation und Unternehmertum in der Ausbildung ist entscheidend für
    die Zukunft unserer Fachkräfte. In diesem Workshop diskutieren wir, wie wir durch gezielte
    Methoden junge Talente inspirieren und motivieren können. Wir beleuchten, wie
    Ausbildungsbetriebe eine Kultur des Innovationsgeistes schaffen und welche Rolle Mentoren
    dabei spielen. Zudem thematisieren wir den Ideenspace, in dem Lernende die Möglichkeit
    haben, aktiv an der Unternehmensentwicklung mitzuwirken. Ein weiterer Schwerpunkt liegt
    auf dem Austausch von Erfahrungen und der Förderung der Eigeninitiative bei den
    Lernenden. Ziel ist es, junge Menschen auf ihrem Weg zu erfolgreichen Innovatoren zu
    unterstützen.

    15.30 bis 16.30

    Workshop 2: Lernendenfiliale: So fördern wir unsere Talente

    Désirée Egger

    Leiterin Nachwuchsförderung Migros Ostschweiz

    Nathalie Burkhard

    Leiterin Berufsbildung Denner AG

    In der Lernendenfiliale übernehmen unsere Nachwuchskräfte das Zepter und führen während einer definierten Zeit selbstständig eine Filiale. Dafür schlüpfen sie zum Beispiel in die Rollen der Filialleitung, des/der Abteilungsverantwortlichen oder Mitarbeiter*in und werden von Coaches individuell und intensiv gefördert sowie gefordert. Das Projekt legt den Hauptfokus auf die Entwicklung von Führungsfähigkeiten, Teamfähigkeit und sozialen Kompetenzen. Das Verantwortungsbewusstsein wie auch das selbständige Arbeiten werden zudem aktiv gefördert. 

    • Als erste Detailhändlerin der Schweiz führt die Migros Ostschweiz seit über einem Jahr sehr erfolgreich eine ganzjährig betriebene Lernendenfiliale. Neun Lernende führen selbstständig die Filiale und werden im Hintergrund von vier Coaches unterstützt.
    • Denner feiert 2025 bereits das 15-jährige Jubiläum der Nachwuchsfiliale. 1-2x pro Jahr übernehmen dort 12-15 Lernenden während 3 Wochen die Verantwortung einer Filiale in der Deutsch- oder Westschweiz. Die Filialleitung übernimmt während dieser Zeit die Rolle als Coach.

     

    Gerne teilen wir die Inhalte unserer Konzepte. Die Genossenschaft Migros Ostschweiz und Denner und freuen sich auf den Austausch.

    15.30 bis 16.30

    Workshop 3: Auseinandersetzung mit der Gestaltung der eigenen Berufsbiographie: Reflexions-Szenarien zu überfachlichen Entrepreneurship-Kompetenzen

    Lena Freidorfer

    Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Lehrstuhl für Berufs- und Weiterbildung, Universität Zürich

    Zwei wichtige Ziele der beruflichen Grundbildung sind, dass Lernende zum einen berufliche Handlungsfähigkeit erlangen, zum anderen aber auch die Fähigkeit entwickeln, ihre Berufsbiographie selbstständig zu gestalten. Dies schliesst auch eine Auseinandersetzung Lernender mit unterschiedlichen Optionen für ihre künftige Erwerbstätigkeit ein und die Fähigkeit, den gewählten Weg bestmöglich organisieren zu können. 

    Im Fokus des Workshops steht die Auseinandersetzung Lernender mit der Option einer selbstständigen Tätigkeit. Dies v.a. vor dem Hintergrund, dass der Zugang zu dieser Form der Erwerbstätigkeit bisher stark von sozio-demografischen Faktoren, wie dem sozialen Herkunftsmilieu oder auch dem Geschlecht, abhängt. 

    Ziel des Workshops ist das Kennenlernen und Erproben eines berufspädagogischen Reflexionstools, das sowohl für den Einsatz im berufsfachschulischen Unterricht als auch in der Laufbahnberatung entwickelt wurde und Lernenden, angeleitet und begleitet durch Lehrpersonen bzw. Beratende, folgende Möglichkeiten bietet: 

    • Beschäftigung mit der beruflichen Selbstständigkeit als eine mögliche Karriereoption
    • Möglichst realitätsnahe Auseinandersetzung mit den persönlichen Voraussetzungen, die ein Übergang in die Selbstständigkeit erfordert 
    • Entscheidungsfindung, ob eine Selbstständigkeit für sie in Betracht kommt, sowie das Interesse besteht, weitere Informationen dazu zu erhalten 
    • Einen reflektierenden und gestaltenden Zugang zum Finden des eigenen, künftigen Berufswegs 

    Zwei Besonderheiten des Tools sind dabei, dass es zum einen die bislang wenig erforschten überfachlichen Entrepreneurship-Kompetenzen integriert und zum anderen mit einem szenariobasierten Ansatz arbeitet. Dieser bietet den Lernenden, indem sie sich mit Gleichgesinnten unterschiedlicher beruflicher Grundbildungen und ihren jeweiligen beruflichen Alltagssequenzen auseinandersetzen, ein hohes Identifikationspotential. Zusätzlich werden die Lernenden durch die szenariobasierte Gestaltung des Tools angeregt, sich mit verschiedenen Handlungsoptionen auseinanderzusetzen und Entscheidungen zu treffen, wodurch sie die Möglichkeit haben, eigenständig Entscheidungsfähigkeiten zu entwickeln, bzw. diese zu stärken. 

    Weiterführende Lektüre 

    Freidorfer, L., & Kraus, K. (2023). Reflexions-Szenarien zu überfachlichen Entrepreneurship-Kompetenzen Die eigene Berufsbiografie gestalten. Transfer, Berufsbildung in Forschung und Praxis. Schweizerische Gesellschaft für angewandte Berufsbildungsforschung, SGAB, Schweizerische Gesellschaft für angewandte Berufsbildungsforschung. https://transfer.vet/die-eigene-berufsbiografie-gestalten/

    Kraus, K., & Freidorfer, L. (2023). Berufspädagogisches Reflexionstool zu überfachlichen Entrepreneurship-Kompetenzen. Lehrstuhl für Berufs- und Weiterbildung, Universität Zürich. https://www.ife.uzh.ch/de/research/kraus/Materialien.html

    15.30 bis 16.30

    Workshop 4: Unternehmerisches Denken und Handeln (UDH) in Berufsschulklassen entwickeln

    Kathy Gerber

    Lehrperson Allgemeinbildung und Fachfranzösisch gibb

    Nico Zickgraf

    Lehrperson Allgemeinbildung, Abteilungsvertreter ABU DMG gibb

    Wissen Sie, dass fast jedes dritte KMU Schwierigkeiten hat, Nachfolger zu finden? Im Berner Oberland suchen Metzgereien händeringend nach Nachfolgeregelungen. Restaurationsbetriebe und Augenoptikergeschäfte suchen qualifizierten Nachwuchs und selbst in Stadt-Bibliotheken erwarten die Lehrbetriebe, dass ihre Lernenden unternehmerisch Denken und Handeln können.  

    Nicht jeder Jugendliche wird später selbständig ein eigenes Unternehmen leiten, aber alle sollten die Möglichkeit haben, Grundlagen des unternehmerischen Denkens und Handelns zu erlernen. Das Lernprogramm myidea stattet Berufsschullernende mit dem nötigen Know-How für die Selbstständigkeit aus. Innerhalb des Projektes werden Kompetenzen wie Eigeninitiative, kritisches Denken und Problemlösen gefördert. myidea bietet die Möglichkeit, diese Kompetenzen der Zukunft gezielt und kontinuierlich zu schulen. 

    Im Workshop geben wir einen Einblick in die praktische Umsetzung des Projektes an Berufsschulklassen der gibb Berufsfachschule Bern und sprechen sowohl über Glanzstücke als auch über Stolpersteine. Wir freuen uns auf einen anschliessenden Austausch mit Ihnen.

    15.30 bis 16.30

    Workshop 5: Projektunterricht für Startups – Die Theorie in der Praxis erproben

    Jörg Lustenberger

    Lehrperson W+R und Startups FMZ Luzern

    Patrick Stark

    Lehrperson W+R und Startups FMZ Luzern

    Seit 12 Jahren gründen die Lernenden der Wirtschaftsmittelschule Luzern (WML) im Rahmen eines pädagogischen Projektunterrichts während ihrer Ausbildung verschiedene Startups in Fünfer Teams. Dabei bringen sie reale, marktfähige Produkte und Dienstleistungen auf den Markt, damit die Lernenden wertvolle praktische Erfahrungen sammeln können. In diesem Workshop beleuchten wir die Phasen dieses schulischen Startup-Projektunterrichts (Wahl der Geschäftsidee, Auseinandersetzung mit der Geschäftsidee, Projektplanung, Projektumsetzung, Weiterführung des Projekts und Auflösung des Projekts). Ein zentraler Aspekt ist dabei die Förderung überfachlicher Kompetenzen, wie beispielsweise Teamarbeit oder Präsentationsfähigkeit. Ebenso ist es wichtig, dass die Coaches regelmässig inhaltliche und zeitliche Orientierung bieten, um die Vorgaben zu erreichen. Auch die Reflexion der Lernenden auf der Metaebene ist ein Bestandteil des Projekts. Zu den Höhepunkten des Projektunterrichts zählen unter anderem die Gründung eines Vereins, die Teilnahme an realen Märkten, der nationale Ideenwettbewerb myidea-Challenge, die Erstellung eines Videos, die Erarbeitung eines Businessplans, die Veröffentlichung einer Webseite und das Führen der Buchhaltung. Die Lernenden erproben mit diesem pädagogischen Projekt die Theorie in der Praxis. In diesem Workshop werden einige Erfahrungen aus 12 Jahren Projektunterricht geteilt.

    15.30 bis 16.30

    Workshop 6: Wie kann unternehmerisches Denken und Handeln im Unterricht der Berufsfachschulen nachhaltig und systematisch verankert werden?

    Georg Berger

    Georg Berger, Direktor BBZ Olten & Präsident szUDH

    Das 2017 durch die Verbundpartner lancierte Projekt «Unternehmerisches Denken und Handeln an Berufsfachschulen – ökonomische, soziale und ethische Aspekte» sah vor, dass unternehmerisches Denken und Handeln systematisch in der Berufsbildung verankert werden sollte. Lehrpersonen werden in das unternehmerische Denken und Handeln eingeführt und unterrichten ihre Klassen im allgemeinbildenden und berufskundlichen Unterricht. Multiplilkator/innen geben ihr Wissen an Lehrpersonen weiter und sorgen so für eine kontinuierliche Ausbreitung der unternehmerischen Kompetenzen der Lehrpersonen.

    Gleichzeitig setzt sich die Projektträgerschaft im Rahmen der Berufsentwicklungsprozesse für die Integration der unternehmerischen Kompetenz in den Bildungsverordnungen und dem Rahmenlehrplan für Allgemeinbildung ein. Infolge dem Postulat Silberschmidt betreffend Auslegeordnung zum unternehmerischen Denken und Handlen in der Schweizer Bildungslandschaft muss der Bundesrat einen Bericht zum Stand der Förderung von Entrepreneurship im Bildungssystem der Schweiz vorlegen.

    Mit der Bottom-Up- und Top Down-Strategie verankern wir Unternehmertum in der dualen Bildung der Schweiz und erreichen mittelfristig 70’000 Lehrabgänger/innen pro Jahr.

    15.30 bis 16.30

    Workshop 7: Mit Simulationen spielend Entrepreneurial Skills fördern

    Chantal Menzi

    Leitung Projekt- und Datenmanagement wirtschaftsbildung.ch

    Anina Meister

    Projektverantwortung Jugend & Entrepreneurship wirtschaftsbildung.ch

    Wann sind Sie das letzte Mal so tief in ein Spiel eingetaucht, dass Sie alles um sich herum vergessen haben? Diesen fesselnden Effekt können auch Simulationen haben. Sie ermöglichen es Lernenden, realistische Szenarien zu erleben und direkt in die Handlung einzutauchen. Studien zeigen, dass Simulationen nicht nur motivierender, sondern auch lernförderlicher sind als rein textorientierte Lernformen. Ein Beispiel dafür ist die Simulation Ecostartup von wirtschaftsbildung.ch, die Entrepreneurial Skills fördert – auch in der Berufsbildung. Hierbei gründen Jugendliche ihr eigenes Startup und müssen es in der anspruchsvollen Early-Stage-Phase erfolgreich führen. Lassen Sie uns gemeinsam darüber diskutieren, wie Simulationen den Unterricht in der Berufsbildung bereichern können.