Alle Unterlagen zur Online-Tagung „Berufsfelddidaktik in der Schweiz“ vom 21. Mai 2021

Gemeinsam mit dem EHB führte die SGAB die Online-Tagung „Berufsfelddidaktik in der Schweiz“ durch. Referate aus der Praxis und der Wissenschaft sowie individuell wählbare Workshops (vgl. weiter unten) gaben Einblick zum aktuellen Stand der „Berufsfelddidaktik in der Schweiz“. Alle wesentlichen Unterlagen der Online-Tagung finden Sie weiter unten. Herzlichen Dank an Prof. Antje Barabasch für die Moderation, an die Referent*innen für die spannenden Vorträge sowie den rund 80 Teilnehmer*innen für das grosse Interesse. 

Keynotes – 09.10 bis 10.10 Uhr 

Keynote 1 (PDF): Berufsfelddidaktik – zwei Perspektiven; Referat von Prof. Dr. phil. Janine Gut, Abteilungsleiterin Berufs- und Weiterbildung PH Luzern & Prof. Dr. rer. pol Jürg Arpagaus, Prorektor Weiterbildung PH Luzern


Abstract: Die Schweizerische Berufsbildung zeichnet sich durch ihre Orientierung an Handlungskompetenzen im zu erlernenden Beruf aus. Die Ausbildungsinstitutionen von Berufsbildungsverantwortlichen haben deshalb ein grosses Interesse daran, berufsspezifische Anforderungen in ihre Lehre zu integrieren. Doch wie kann den berufsspezifischen Anforderungen in den über 200 Lehrberufen in der Schweiz genügend Rechnung getragen werden? Der Ansatz einer Berufsfelddidaktik kann hier mit einer «Gruppierung» von Berufen in Berufsfeldern eine Möglichkeit bieten. Die eine Perspektive nutzt die Idee des «Feldes», um über Berufsfelddidaktik im Kontext der Ausbildung von Berufsbildungsverantwortlichen nachzudenken.  Die zweite Perspektive betrachtet die Verknüpfung von Lehrberuf und Ausbildungsberuf in der individuellen Professionalitätsentwicklung von Berufsbildungsverantwortlichen. Mit diesen zwei Perspektiven wird ein weites Feld der Berufsfelddidaktik eröffnet, das eine vielseitige Diskussion rund um verschiedene Perspektiven auf eine Berufsfelddidaktik ermöglicht.

Keynote 2 (PDF): Wissen und Können: Im Sport, im Alltag, im Beruf; Referat von Prof. Dr. Roland Messmer, Leiter Professur Sport und Sportdidaktik im Jugendalter FHNW


Abstract: Wissen und Können sind ein Begriffspaar in der Didaktik, das nicht erst seit den Large-Scale Untersuchungen zum «pedagogical content knowledge», kurz PCK für die Fachdidaktiken von Interesse war. Gilbert Ryle erzählte schon 1949 von einem Clown, der überhaupt nicht lustig wäre, würde er während seinem Tun ständig darüber nachdenken, ob seine Pointen lustig sind. Oder aktueller erzählt Daniel Kahneman – Nobelpreisträger in der Wirtschaft – 2012 von einem Feuerwehrhauptmann, der seine Feuerwehrmänner vor dem Tod rettet, weil er gerade nicht nachdenkt und sie zum Rückzug aus einem brennenden Haus befiehlt. Ob lustig oder dramatisch, das Verhältnis von Reflexion (Wissen) und stillem Wissen (tacid knowledge) scheint deshalb auch für Ausbildungen von zentraler Bedeutung. Ich werde anhand von Beispielen des Lernens im Sport aufzuzeigen versuchen, wo sowohl bei den Sportlehrpersonen, als auch bei den Lernenden im Sport Reflexion den Erwerb von Können behindert und Wissen trotzdem nötig ist.

Workshop-Angebot

Workshops – 10.20 bis 11.20 Uhr 

WS 1 (PDF): Virtual Reality in der Berufsbildung; Moderiert durch Stephan Stierli, Leiter Qualität, Prozesse & Systeme bei libs Industrielle Berufslehren Schweiz
Abstract: Wie findet Virtual Reality den Weg in die duale Berufsausbildung? In diesem praxisbezogenen Workshop stellt die Firma libs ihren Use Case vor und zeigt auf, wie sie eine Pneumatikschaltung mit der Virtual Reality Technologie umgesetzt hat und diese in der Ausbildung einsetzt. Im Use Case wird unter anderem der Prozess von der Idee über Prototyping, User Experience bis zum fertigen Produkt vorgestellt. Eine «live» Vorführung der VR-Anwendung mit einem anschliessenden Erfahrungsaustausch über deren Nutzen und Grenzen sowie deren Möglichkeiten in der Ausbildung runden den Workshop ab.

WS 2 (PDF): „Lern-feld-didaktik“ – ein Wort, 3 Prinzipien! Moderiert durch Walter Werner, Schulleiter Fachberufsschule Villach (Kärnten AUT)
Abstract: In seinen Anfangszeiten als Schulleiter hat Walter Werner die Lernfelddidaktik als reines Unterrichtsprinzip kennengelernt. Im Laufe der Jahre wurde ihm aber klar, dass es mehr ist als eine Unterrichtsvorbereitung. Es ist eine Schulkultur, die in all ihren Facetten gelebt werden muss. Es reicht nicht, wenn man eine Saat ausbringt, sie muss auch gepflegt werden, um eine entsprechende Ernte einzubringen. Die drei Komponenten der Saat sind: Lernen – wie kann Lernen unterstützt und gefördert werdenFeld – wie kann man das Berufsfeld fachübergreifend und den Inhalt verbindend abdecken und Didaktik – wie kann man den Unterricht entsprechend gestalten, um zu fordern und fördernSeine Ideen dazu wird er in diesem Workshop vorstellen!

WS 3 (PDF): Berufliche Standards – didaktische Fragen und Konzepte. Moderiert durch Marc Siegenthaler, Berufsgruppenleiter Haustechnik Sanitär GIBB Bern
Abstract: Normen und Richtlinien widerspiegeln professionelle Wertevorstellungen sowie Aufgaben- und Verantwortungsbereiche eines Berufes. Sie sind für die pädagogischen Grundlagen eines Berufes prägend und fliessen entsprechend massgebend in die jeweiligen Bildungspläne mit ein. Der Workshop zeigt den Teilnehmenden die Neukonzeption und Umsetzung des aktuellen Bildungsplans (2020) Sanitärinstallateur/Sanitärinstallateurin EFZ der Suissetec auf. Am Prozess Beteiligte und Berufslernende im 1. Lehrjahr lassen wir dabei zu Wort kommen. Aspekte der Transfer- und Situationsdidaktik sind dabei zentral, flankiert von unterstützenden Rahmenbedingungen wie Stundenplänen oder Teamwork. Diese Inputs dienen dem anschliessenden Austausch von Fragen, Erfahrungen, Anregungen oder Ermunterungen der Teilnehmenden.

Workshops – 11.30 bis 12.30 Uhr 

WS 4 (PDF): Modularisierung und Implikationen für die Berufsfelddidaktik; Stephan Leiser, Projekt Partner eduxept AG
Abstract: Modularisierte Berufsbildungen sind Gegenstand kontroverser Diskussionen. Obschon in der Schweiz bis anhin ein einheitliches Verständnis für modulare Berufsbildungen fehlt, werden mit der Modularisierung unterschiedliche Erwartungen und Befürchtungen verbunden. Gemeinsam versuchen wir in diesem Workshop die vielseitigen Aspekte der Modularisierung zu verorten, bevor am Beispiel der seit über 20 Jahren modularisierten ICT-Berufsbildungsabschlüsse eine mögliche Umsetzung und deren Implikationen beleuchtet wird.

WS 5 (PDF): Verkehrswegbauer – Wie wird Berufsfelddidaktik konkret umgesetzt? Moderiert durch Stephan Dörig, Leiter Abteilung Allgemeinbildung BFS Verkehrswegbauer Sursee und Urs Gilli, Leiter ICT BFS Verkehrswegbauer Sursee
Abstract:
Die Lernortkooperation im Berufsfeld Verkehrswegbau findet seit dem Schuljahr 20_21 digital statt. Alle drei Lernorte (Fachkurse, betriebliche und überbetriebliche Bildung) sind auf der webbasierten Plattform vertreten und bieten für Lernende, Lehrpersonen und Berufsbildner/innen verschiedene Angebote und Instrumente. Im Zentrum steht das kompetenzorientierte Lernen: Praktische und schulische Tätigkeiten werden dabei dokumentiert und reflektiert. Inhalte können mit anderen geteilt und im persönlichen Portfolio zusammengestellt werden. Die Überprüfung und die Weiterentwicklung von Kompetenzen kann auf der Grundlage von Fremd- und Selbsteinschätzungen zeit- und ortsunabhängig durchgeführt werden. Berufsbildner/innen können sich jederzeit über den Ausbildungsstand ihrer Lernenden informieren und auf der Plattform direkt den Bildungsbericht erstellen.

WS 6 (PDF): WS 6: Kompetenzorientierung und Abbildung der beruflichen Realität; Moderiert durch Daniel Degen, Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum Berufsbildung PH Luzern
Abstract: In der beruflichen Grundbildung ist der Aufbau von Handlungskompetenzen ein zentraler Bestandteil der Bildungspläne. Lernende sollen im Verlauf ihrer Ausbildung lernen, berufliche Situationen und Anforderungen zielgerichtet, verantwortungsbewusst und erfolgreich zu bewältigen. Ziel des Unterrichts an Berufsfachschulen ist deshalb die Verbindung von handlungsleitendem Wissen mit der aktuellen beruflichen Praxis anhand von einer aktiven Auseinandersetzung mit berufstypischen Situationen. In diesem Workshop diskutieren wir anhand von beispielhaften Lehr- und Lernsettings, inwiefern eine Berufsfelddidaktik, die die Berücksichtigung und den Bezug auf zielgruppen- und berufsspezifische Anforderungen und Handlungssituationen postuliert, den Ansprüchen der Handlungskompetenzorientierung gerecht werden kann.