Tagung vom 05. November 2021

Flexibilisierung der Berufsbildung

09.10 bis 10.10

Keynote 1: Berufsbildung neu denken – Innovationsprojekte als Entwicklungsmotoren für die Berufsbildung

Die permanente Weiterentwicklung ist eine der grossen Stärken des schweizerischen Bildungssystems. Um diese Weiterentwicklung zu gewährleisten müssen jedoch verschiedene Grundvoraussetzungen vorhanden sein: Es braucht gute Ideen, die zu umsetzbaren Massnahmen verwandelt werden. Gute Ideen fallen allerdings nicht vom Himmel, sie sind viel mehr als Geistesblitze oder Heureka-Momente. Um neues und innovatives Denken möglich zu machen, braucht es ein Umfeld und Methoden, die Inspiration, Innovation und Kreativität begünstigen. Ben Hüter wird in seiner Präsentation verschiedene aktuelle Innovationsprojekte in der Berufsbildung vorstellen und dabei deren Erfolgsfaktoren aufzeigen. Dabei werden Begriffe wie Rekombination der Dinge, Dimensions- und Perspektivenwechsel, Versuch und Irrtum sowie Innovationsmanagement eine wichtige Rolle spielen. Sie werden praktische Hinweise zu Projektideen, Methoden und innovationsfördernder Gestaltung des Umfelds ihrer Institution mitnehmen können und Antworten auf folgende Fragen erhalten:

  1. Wie werden Ideen in der Berufsbildung entwickelt?
  2. Wie schaffe ich ein Umfeld in dem Innovation und Kreativität begünstigt werden?
  3. Wie kommen Ideen in die Welt, wie werden sie umsetzbar?
  4. Wie bereits bestehende Innovationsprojekte entstanden sind.
09.10 bis 10.10

Keynote 2: Arbeitsmarktgerechte Berufsbildung muss flexibel und agil sein – Einblick ins Berufsfeld der Land- und Ernährungswirtschaft

Auch wenn sich die Berufsbildung in der Schweiz bereits heute durch eine hohe Dynamik und Anpassungsfähigkeit auszeichnet, ist sie nicht zuletzt wegen der fortschreitenden Digitalisierung und den sich dadurch rasch verändernden Lehr-, Lern- und Arbeitswelten gefordert, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und noch flexibler zu werden. «Die Berufsbildung ist flexibel», lautet eine der 10 Leitlinien der «Berufsbildung 2030». Zusätzliche Potentiale und Optionen zur Flexibilisierung der Berufsbildung dürfte es vor allem durch die Nutzung und verstärkte Anwendung digitaler Technologien geben. In einer Studie im Auftrag des SBFI aus dem Jahr 2018 schreibt Prof. Dr. Sabine Seufert bei diesen Flexibilisierungsoptionen der Berufsbildung von einer systemisch-konzeptionellen Ebene, einer Steuerungsebene sowie einer Umsetzungsebene. Mit ausgewählten Beispielen aus der betrieblichen und schulischen Bildung im Berufsfeld der Land- und Ernährungswirtschaft werde ich Möglichkeiten aufzeigen, wie die Berufsbildung auf dieser Umsetzungsebene noch flexibler gestaltet werden könnte. Dabei lege ich den Fokus auf die Kompetenzentwicklung der Berufsbildungsverantwortlichen, die Aufsicht und Beratung der Lehrbetriebe, auf flexible Lernorte und Lernzeiten sowie die Lernort-Koordination und -Kooperation.

10.20 bis 11.20

Workshop 1: skillpartout – ein konviviales Werkzeug für eine moderne und zukunftsorientierte Berufsbildung

Dominik Fankhauser

Projektleiter skillpartout und Verantwortlicher eLearning; BBZ Olten

skillpartout ermöglicht lernortübergreifendes, handlungskompetenzorientiertes Lehren und Lernen. 2021 startet das BBZ Olten mit sieben Berufen aus dem gewerblich-industriellen und gesundheitlich-sozialen Bereich. Bis 2023 wird das ePortfolio in allen Berufen auf der Sekundarstufe ll und im Tertiärbereich lernortübergreifend implementiert. Für das Konzept des constructive alignment, ist skillpartout zukünftig Dreh- und Angelpunkt. Die Arbeit mit konkreten Praxissituationen ermöglicht methodisch/didaktisch flexible, bedürfnis- und transferorientierte Unterrichtskonzepte. Die Schule bezieht sich so auf die Praxis und die Praxis kann sich auf die Schule beziehen. Der formale und nonformale Kompetenzerwerb wird dokumentiert, reflektiert und bewertet. Dadurch ist ein modularer / individueller Ausbildungsverlauf möglich – im Sinne einer situativen Dispensation bei nachweislich erworbenen Kompetenzen. Der Workshop gibt Einblick in die Arbeit mit dem Tool und zeigt Möglichkeiten der Begleitung im Rahmen eines ganzheitlichen Lernprozesses auf.

10.20 bis 11.20

Workshop 2: Digital- und Medienkompetenzen in der Beruflichen Grundbildung

Roland Bruderer

Berufsbildner libs Industrielle Berufslehren Schweiz

Digital- und Medienkompetenz oder media and digital literacy gehört in den Bereich der transversalen «Skills». Wir bei libs haben 2019 mit der Entwicklung einer Kursreihe für technische und kaufmännische Berufslernende begonnen in der wir Kenntnisse und Handlungskompetenzen im Bereich Medien, Internet und Digitalität fördern. In einer offenen, selbstgesteuerten Lernform in explorativen Lernumgebungen moderieren wir nach einem sehr flexiblen Drehbuch. Die Themen sind in drei Bereiche unterteilt:

  • Eine technologische Perspektive mit der Frage «wie funktioniert es?»
  • in eine anwendungsorientierte Perspektive «wie nutze ich es?»
  • und in eine gesellschaftlich kulturelle Perspektive «wie wirkt es?»

Der Referent unterrichtet selber regelmässig seit 2019 Berufslernende in Kleingruppen.

(PDF 1 / PDF 2 / PDF 3)

10.20 bis 11.20

Workshop 3: Lernräume inszenieren und neu denken

Roger Spindler

Leiter Höhere Berufsbildung und Weiterbildung Schule für Gestaltung Bern und Biel

Gerade durch die digitale Distanz haben wir erfahren: Es ist die Beziehungsarbeit die unsere Arbeit so unverzichtbar macht. Beziehungen in alle seinen Facetten: Zwischen den Lernenden, aber auch im Kollegium und natürlich zwischen uns und den Lernenden, und natürlich ihren Eltern. Es geht um Vertrauen, Sicherheit und Zuversicht. Beziehungsarbeit passiert nicht einfach so. Sie muss aktiv gestaltet werden. Die hybride Schule nutzt digitale Lernräume UND analoge Lernräume. So sorgfältig wie wir in den letzten Wochen die digitalen Räume gestaltet haben. So sorgfältig müssen wir jetzt unseren analogen Raum wieder neu zum Leben erwecken. Nur wenn wir die Stärken von digitalen UND analogen Lernräume kennen, können wir diese auch bewusst einsetzen.

10.20 bis 11.20

Workshop 4: Blended Learning als Basis für nachhaltiges Lernen

Hanspeter Vogt

ehem. Leiter Berufsfachschule Baden

„E-Learning“, „Blended Learning“, „Distanzlernen“, „Präsenzlernen“ – Begriffe, die heute in aller Munde sind, die einen sehen sie als Synonyme, andere als Antonyme. Ziel der Session ist es dieses Wirrwar zu lösen und u.a. folgende Fragen zu klären:

  • Was ist Blended Learning? Einordnung von Blended Learning zu den anderen Begriffen
  • Wo liegen die Vorteile von Blended Learning?
  • Wie kann Blended Learning aussehen?
  • Wie könnte eine Plattform für Blended Learning aufgebaut sein?
10.20 bis 11.20

Workshop 5: Neue Kaufmännische Grundbildung 2023

Roland Hohl

Geschäftsleiter Schweizerische Konferenz der kaufmännischen Ausbildungs- und Prüfungsbranchen SKKAB

Die Möglichkeiten zur Flexibilisierung, Individualisierung und Differenzierung durch Wahlpflichtbereiche, Vertiefungsmöglichkeiten im 3. Lehrjahr, die lehrbegleitende Berufsmaturität (BM1) sowie die gezielte Förderung von Fremdsprachkompetenzen machen die hohe Qualität der neuen kaufmännischen Grundbildung aus. Dank der Neuausrichtung der beruflichen Grundbildung Büroassistent/in EBA sind die EBA- und die EFZ-Stufe der kaufmännischen Grundbildung ab Lehrbeginn 2023 inhaltlich und konzeptionell optimal aufeinander abgestimmt. Sie bilden neu ein kohärentes Berufsfeld. Das verbessert die Durchlässigkeit zwischen den beiden Stufen und fördert die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe. Dieser Workshop zeigt die Chancen, Möglichkeiten und Grenzen der Flexibilisierung der beruflichen Grundbildung und die damit verbundenen Herausforderungen im Rahmen der Berufsentwicklungsprozesse auf.

10.20 bis 11.20

Workshop 6: Unterrichtscoaching und -beratung von Lehrpersonen und Modulgruppen am BZ Pflege

Bettina Gaertner

Pflegeexpertin

Theres Walther Nufer

Co-Leiterin FS Entwicklungssupport und Qualitätsmanagement Berner Bildungszentrum Pflege

Unterstützung einer evidenzbasierten Unterrichtspraxis (EBP) am Berner Bildungs-zentrum Pflege: Berufsausbildungen im Gesundheitsbereich und Pflege auf Tertiärniveau stellen an unterrichtende Lehrpersonen sowohl hinsichtlich der fachinhaltlichen als auch der pädagogischen Fachkompetenz hohe Anforderungen. Unterrichtsinhalte müs-sen den aktuellen Stand des Wissens vermitteln, methodisch-didaktisch lernwirksam aufbereitet werden sowie den Be-dürfnissen und Voraussetzungen der Auszubildenden vermittelt werden. Ausserdem wird die praxisnahe Orientierung an den unterschiedlichen Versorgungsbereichen des Gesundheitssystems vorausgesetzt. Eine evidenzbasierte Unterrichtspraxis sollte demnach sowohl pflegefachlichen (Evidence-based Nursing, EBN) als auch berufsfelddidaktischen und e-didaktischen Anforderungen (Evidence-based Education, EBE) Rechnung tragen. Am Bildungszentrum Pflege, Bern unterstützt die Fachstelle Fachstelle Entwicklungssupport und Qualitätsmanagement eine professionelle, innovative und evidente Berufsbildung in der Pflege durch pädagogische und pflegewissenschaftliche Dienstleistungs- und Beratungsangebote. Im Workshop stellen wir verschiedene Beratungs- und Coachingangebote vor, die von Lehr- wie auch Führungspersonen in Anspruch genommen werden. Wir diskutieren pädagogische, fachinhaltliche sowie strukturelle Herausforderungen, welchen sich die Fachstelle aktuell und zukünftig stellen muss.